Über uns
In den Neurowissenschaften ist in den letzten beiden Jahrzehnten enormes Wissen entstanden, das die Sicht vom Wesen des Menschen und seiner Entwicklung in sozialen Beziehungen stark verändert hat.
- So können wir uns durch die genauere Kenntnis genetischer und genregulativer Prozesse mittlerweile recht gut erklären, auf welchem Weg emotionale und verhaltensmäßige Erfahrungen als „soziales Erbe“ ihren Niederschlag im Leben der Folgegenerationen finden. Ein nicht unwichtiger Umstand, wenn es um das Verstehen von Persönlichkeitsmerkmalen, die Einschätzung sozialer und emotionaler Kompetenz oder Fragen der Lebensplanung geht.
- Viel wissen wir heute auch über den Einfluss unseres Stresssystems auf die frühkindliche Hirnentwicklung und können so nachvollziehen, wie es mit den tiefgreifenden Spuren bestellt ist, die eine hoch belastete Kindheit hinterlässt. Wir verstehen mit Hilfe der Entwicklungsneurobiologie, wie hierüber manifeste Formen der Behinderung entstehen, die aktuell in großer Zahl die Eingliederungshilfe unter der Überschrift „neue untypische Behinderungsformen“ oder treffender „sozial-emotionales Handicap“ fordern.
- Bereits seit Längerem liefert uns die Hirnforschung Antworten auf die Frage, welche Voraussetzungen nötig sind, damit Veränderung überhaupt funktionieren kann und – noch viel wichtiger – nachhaltig bleibt. Gleichzeitig gibt sie uns Hinweise darauf, warum unser Gehirn bei aller Plastizität und Befähigung zur Veränderung dennoch ein begeisterter „Anhänger von Nichtveränderung“ ist. Dies richtig einzuschätzen ist nicht unerheblich, wenn es darum geht, die Wirksamkeit pädagogischer oder beraterischer Interventionen zu beurteilen.
Umso erstaunlicher, dass bislang wenig dieses neuen Wissens in die konkrete Praxis sozialer Arbeit übersetzt wurde und nur in geringem Maße Eingang in das professionelle Bewusstsein der dort tätigen Praktiker*innen gefunden hat.
Ähnlich dem Vorgehen in der Therapieforschung, wo man heute zunehmend nach den Schulen übergreifender Wirkzusammenhänge sucht, halten wir es für unabdingbar, auch soziale Arbeit auf eine allgemein wirksame, naturwissenschaftlich fundierte Basis zu stellen.
Gelingt es, eine Brücke zu schlagen zwischen dem Wissen um die Entwicklung und Funktionsweise des Gehirns und den Arbeitsmodellen des Sozialwesens, eröffnen sich auch in diesem Bereich neue wirksame Optionen – vor allem im Bereich der Prävention, der Resilienzförderung, der Entwicklungsbegleitung von Kindern und Jugendlichen wie auch der Assistenz von Menschen mit Beeinträchtigungen.
Gekennzeichnet ist ein solches Vorgehen durch die konsequente Orientierung an den Möglichkeiten und Grenzen, die in der Natur des Menschen liegen, durch die Achtung der hierdurch gegebenen Integrität der individuellen Person und durch die Berücksichtigung der Wechselwirkung mit umgebenden sozialen und materiellen Umwelten.
Als Gesellschaft für neurosystemische Forschung und Praxis
- unterstützen wir Qualifizierungsformen, die in ihrem curricularen Aufbau und in der Umsetzung diesem Anliegen verpflichtet sind,
- stellen wir ein Netzwerk für professionelle Akteure in Jugendhilfe, Eingliederungshilfe, in Beratung, Coaching und Supervision zur Verfügung, deren Qualifizierung und Praxis dem neurosystemischen Denken und Handeln entspricht und
- begleiten wir Einrichtungen beim Aufbau und dauerhaften Erhalt neurosystemischer Standards in fachlicher und methodischer Hinsicht.